Amrita SeRVe Gemeindearbeiterin gewinnt Preis des “Women’s World Summit”
16. Oktober 2017, Patna, Bihar, Indien
Choti Kumari Singh, eine 20-jährige Mitarbeiterin unseres Amrita SeRVe Self Reliant Village-Programms, hat von der Stiftung Weltgipfel der Frauen mit Sitz in der Schweiz für ihre Mühen zur Besserstellung der Musahar-Gemeinde, die als am meisten geringgeschätzte und unterdrückte Gemeinschaft im sozialen Kastensystem des Staates gilt, die Auszeichnung für die Kreativität der Frauen im ländlichen Leben erhalten.
Choti, die aus einer höherkastigen Rajput-Familie stammt und kämpfen muss, um über die Runden zu kommen, begann 2014 in ihrem eigenen Dorf Ratanpur, bei der sozialen und ausbildenden Arbeit für die Musahars zu helfen, nachdem sie Amrita SeRVe beigetreten war. Choti kommentierte die Auszeichnung wie folgt: "Ich bin hocherfreut und fühle mich sehr geehrt, diese globale Anerkennung für meine Arbeit zu erhalten, eine der am meisten benachteiligten und notleidenden Gemeinden Indiens zu unterstützen. Ich bin Amma und der gesamten Amrita-Familie dankbar. Diese Errungenschaft wären ohne die Unterstützung von Ammas Ashram und des Amrita SeRVe-Programms nicht möglich gewesen."
Swami Jnanamritananda, Leiter des Amrita SeRVe-Projekts, fügte hinzu: "Wir sind äußerst stolz auf Choti, dass sie diese Auszeichnung gewonnen hat. Amma begann das Amrita SeRVe-Programm vor vier Jahren, um den Dorfbewohnern zu helfen, sich ein besseres Leben zu erarbeiten. Choti ist das perfekte Beispiel, dass der von Amma gepflanzte Samen Frucht trägt. Choti hat bei der Arbeit mit den Randgruppen der Gesellschaft großen Mut und großes Engagement bewiesen. Obwohl sie zur höheren Rajput-Kaste gehört, hatte sie keine Vorbehalte gegen den Umgang mit den unterdrückten Musahars, um sie sozial und wirtschaftlich zu unterstützen."
Choti ist die jüngste Person, die das Preisgeld von $1.000 USD [Rs. 65.000] erhält, seit die Preisverleihung 1994 zu Ehren von Frauen in der ganzen Welt geschaffen wurde, die eine außergewöhnliche Kreativität, Mut und Engagement für die Verbesserung der Lebensqualität ländlicher Gemeinden an den Tag legen.
Die Angehörigen der Musahar-Gemeinde, die zumeist als landlose Arbeiter arbeiten, leiden unter Armut, fast vollständiges Analphabetentum und einem Mangel an Körperhygiene. Kinderhochzeiten sind weitverbreitet und ein Schulbesuch ist kaum vorhanden. Als das Amrita SeRVe-Programm 2014 in Ratanpur gestartet wurde, ergriff Choti die Chance, etwas für die Gemeinde tun zu können. Sie begann 2014, den Kindern einen kostenlosen Unterricht nach der Schule anzubieten: "Es war eine Herkulesaufgabe, die Musahar-Kinder in den Unterricht zu bringen, weil ihre Eltern nicht das geringste Interesse an ihrer Ausbildung zeigten. Ich ging von Tür zu Tür, um die Kinder einzusammeln und die Eltern zu überzeugen. Die Kinder rochen schlecht, da es keine Körperhygiene gab. Wir nahmen sie mit zum nahegelegenen Fluss, um sie täglich zu baden. Langsam nahmen sie neue Gewohnheiten an."
Mit der Unterstützung des Amrita SeRVe-Programms startete Choti Selbsthilfegruppen, bei denen jede Frau 20 Rupien im Monat spart, die auf ein gemeinsames Bankkonto eingezahlt werden, um Heimarbeiten zu starten. Alle schwangeren Frauen werden jetzt zum Gesundheitszentrum gebracht und die Mütter werden über den Impfplan ihres Kindes belehrt.
Der Unterricht hat sich als großer Erfolg erwiesen. In einem Dorf mit weniger als 1.000 Einwohnern nehmen 108 Kinder daran teil. Die Haltung gegenüber einer Ausbildung hat sich durch Chotis Mühen generell gänzlich gewandelt. "Am Anfang waren die Musahar-Dorfbewohner abweisend. Sie tranken, widmeten sich Glücksspielen und beschimpften mich. Auch meine Familie war skeptisch. Sobald sie jedoch die positiven Änderungen beobachteten, die unsere Arbeit bewirkte, wandelte sich die Haltung zum positiven," sagte Choti.
In ihrem Unterrichtsgebäude begann Choti, Grundlektionen in Sachen Hygiene und Reinlichkeit anzubieten. Zuerst waren die Kinder abgeneigt, sauber zu bleiben, und nahmen gewohnheitsmäßig nur einmal in zwei Wochen ein Bad. "Ich hatte eine schwere Zeit, sie dazu zu bewegen, während des Unterrichts still zu sitzen. Einige der Kinder kamen sogar betrunken in den Unterricht. Im Laufe der Zeit hat sich ihre Haltung jedoch verändert. Ich habe ihnen erläutert, wozu mangelnder Respekt gegenüber Erwachsenen, eine nicht vorhandene Bildung und die Sucht nach Alkohol führen. Nach und nach gewöhnten sich die Kinder, die sich vulgärer Sprache bedient hatten, an, andere respektvoll zu grüßen, und entwickelten eine ernste Haltung gegenüber dem Lernen und ihrer Körperhygiene. Ich bin mir sicher, dass viele von ihnen weitermachen und weiterführende Schulen und Universitäten besuchen werden."
Ein College zu besuchen, ist ein Traum, den sich Choti leider selbst nicht erfüllen konnte. "Ich habe zwei Schwestern und einen Bruder. Ich muss auch bei der Fürsorge für meine Mutter helfen. Obwohl ich für ein College zugelassen wurde, konnte ich aufgrund der finanziellen Probleme nicht studieren. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich, dass das Dorfentwicklungsprogramm des Mata Amritanandamayi Math in meinem Dorf begann. Es war eine gute Gelegenheit für mich, Verantwortung zu übernehmen, Erfahrung zu sammeln und die Menschen in meinem Dorf zu unterstützen. Jetzt habe ich das Gefühl, meine Tätigkeit ist die wichtigste Sache in meinem Leben."
Im Hinblick auf die verheerenden Auswirkungen des Kastensystems in der unmittelbaren Nähe in ihrem Dorf glaubt Choti, dass die Lösung in der Betonung der universellen Bruderschaft der Menschheit besteht. "Es sollte keine Diskriminierung aufgrund von Kaste oder Religion oder eines anderen geburtsbedingten Kriteriums geben. Um die soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen, müssen Jugendliche als Erneuerer handeln, die nicht nur die Gemeinschaft um sich herum, sondern die ganze Nation positiv beeinflussen."
Chotis Bemühungen sind Teil einer größeren Anstrengung, den Bihar-Dörfern von Ratanpur und Hadiabad und 101 Dörfern in ganz Indien zu helfen, selbstständig und zukunftsfähig zu werden. In Ratanpur und Hadiabad begannen wir 2014, Unterricht anzubieten, wobei die Schüler auch an den regelmäßigen Yoga- und Meditationssitzungen teilnehmen. In diesen Dörfern wird eine kostenlose Gesundheitsfürsorge bereitgestellt. Ein geschulter Amrita SeRVe-Gesundheitsarbeiter stellt sicher, dass alle schwangeren Frauen die erforderliche vorgeburtliche Fürsorge erhalten und alle neugeborenen Kinder geimpft werden. Wir haben in den Dörfern Handpumpen installiert, die einen Zugang zu sauberem Trinkwasser bieten, und den Frauen geholfen, Toiletten zu bauen. In der Folge wurden die beiden Dörfer von Ratanpur und Hadiabad vom Swacch Bharat Abhiyan-Programm der Regierung als frei von Darmentleerung im Freien erklärt. Hadiabad wurde tatsächlich zum ersten Dorf im gesamten Bhojpur-Bezirk, das diesen Status erhielt.
WWSF Preis für die Kreativität der Frauen im ländlichen Leben
Der Preis wird seit 1994 von der WWSF-Stiftung Weltgipfel der Frauen - einer gemeinnützigen, internationalen, humanitären Nichtregierungsorganisation, die der Umsetzung der Rechte von Frauen und Kindern und den UN-Entwicklungsprogrammen dient - verliehen. Das Preisgeld (US$ 1.000 Preisträger) ehrt Frauen und Frauengruppen in der ganzen Welt, die eine außergewöhnliche Kreativität, Mut und Engagement für die Verbesserung der Lebensqualität ländlicher Gemeinden zeigen (bisher wurden 413 Preise verliehen). WWSF genießt UN Sonderberatungsstatus mit ECOSOC (seit 1995).
Der Preis soll internationale Aufmerksamkeit auf die Beiträge der Preisträgerinnen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung, Nahrungsmittelsicherheit und Frieden lenken, und somit Anerkennung und Unterstützung für ihre Initiativen und Projekte generieren. Die Landbewohnerinnen haben immer noch keinen vollen Zugang zu den für ihre Entwicklung benötigten Mitteln, wie zum Beispiel Bildung, Krediten, Landrechten und einer Beteiligung an den Entscheidungsfindungen. Durch das Hervorheben und Auszeichnen der Anführer kreativer Entwicklungen und ihrer Arbeit und der Innovationen und Erfahrungen, die die Qualität des ländlichen Lebens verbessern, beteiligt sich die WWSF an der Unterstützung ländlicher Frauen für ihren Beitrag zum Beenden der Armut der Landbevölkerung, zur Verbesserung der Geschlechtergleichstellung und Förderung der Frauenrechte.