Während sich das Hochwasser zurückzieht, kehren die Menschen in Kerala nach Hause zurück

23. August, 2018 – Kerala, Indien
"Ich sah tausende von Familien, wie sie ihre Verluste miteinander betrachteten, mit denselben unsicheren Gefühlen wie ich", erklärt Sreeni KR. Sreeni arbeitet mit Amrita SeRVe, unserem Dorfentwicklungsprojekt.
"Im Lager habe ich die Reichen und die Armen, den Schmied und den Goldschmied, den Grundbesitzer und den Arbeiter zusammen gesehen. Sie teilen Essen, Unterkunft und Kleidung miteinander. Ich habe die christlichen Brüder beobachtet, die Essen zubereiten und es hinduistischen und muslimischen Familien servierten. Das ist die Schönheit Indiens."
Sreeni war in einem Zug von Mumbai, als die Flut sein Haus in Poolani, Meloor, traf. Es ist eine kleine Gemeinde von 2.500 Familien, etwa 75 Kilometer nördlich von Keralas größter Stadt Kochi und etwa 50 Kilometer landeinwärts vom Arabischen Meer.
Während Sreeni reiste, hörte er, dass das Wasser bis zu 15 Meter hoch war und Menschen in Panik gerieten und in Hilfslager rannten. Er konnte seine Frau, Tochter oder andere Familienmitglieder für viele Stunden nicht erreichen. Ein unvorstellbarer Stress.
Sreeni musste seine Fahrt am nächsten Bahnhof in der Stadt Coimbatore wegen überschwemmter Straßen stoppen. Endlich hat er seine Familie ans Telefon bekommen. Sie waren in Ordnung. Sie brauchten zwei Tage, um in einem Hilfslager Unterschlupf zu finden, und Sreeni brauchte weitere zwei Tage, um sich ihnen anschließen zu können.
Als Sreeni das Lager von 4.000 Vertriebenen erreichte, war er dankbar, dass Mitglieder verschiedener politischer Parteien, Ärzteteams und Polizisten sich zusammenschlossen, um es sehr gut zu verwalten. Die meisten Evakuierten hatten nicht einmal Kleider zum Wechseln. Aber das Lager konnte genügend Nahrung, Vorräte und Kleidung zur Verfügung stellen.
"Als ich am nächsten Morgen mein Haus erreichte und die Tür öffnete, war die Situation schrecklicher, als ich gedacht hatte. Fast alles war zerstört. Der Raum ist voll von Schlamm, Ästen, Blättern und vielen Arten von Schlangen", beschreibt Sreeni.
"Wir müssen noch viele Male putzen, bevor wir wieder einziehen können. Alle Brunnen sind überfüllt mit Plastikflaschen und Müll. Wir haben einen Mangel an Trinkwasser und Nahrungsmitteln. Der Verlust ist unglaublich. Was meine Eltern in den letzten sechzig Jahren verdient und gespart hatten, war innerhalb von Sekunden verschwunden. Aber Gott sei Dank gab es keinen menschlichen Verlust und wir haben vier stabile Wände und ein Dach."
Sreenis Situation ist eine, mit der sich tausende von Menschen in ganz Kerala in den kommenden Tagen beschäftigen werden. Wenn sich das Hochwasser zurückzieht, ist es an der Zeit, die Gesamtschäden zu begutachten und mit dem Aufräumen und dem Wiederaufbau zu beginnen.
Gebäude, Infrastruktur und Ackerland im ganzen Staat liegen in Trümmern. Insgesamt wurden etwa 724.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben und in mehr als 5.600 Hilfslagern untergebracht, die in Schulen, Hochschulen, Kirchen, Medressen (islamische Schulen) und Kongresshallen untergebracht sind. Die Aufgabe besteht jetzt darin, Sauberkeit durchzusetzen, um wasserbedingte Krankheiten wie Typhus, Cholera und Hepatitis-A zu verhindern.
Die Freiwilligen von Embracing the World nehmen weiterhin an den Bemühungen teil. Hilfscamps in 30 unserer 40 Amrita Vidyalayam Schulen sind weiterhin in Betrieb, und Teams haben bereits begonnen, sich in Gemeinden zu verteilen, um bei der ersten Säuberung zu helfen. Spenden von Nahrung, Wasser und lebenswichtigen Vorräten werden sortiert und an Bedürftige gesendet.
In der Tat kam eine enorme Spende von medizinischen Hilfsmitteln beim MA Center in San Ramon, Kalifornien, USA an. Freiwillige versammeln sich, um die Gegenstände für die Lieferung nach Indien zu sortieren, zu zählen und zu verpacken.
Trotz der Tatsache, dass das Hochwasser im Amrita-Institut für medizinische Wissenschaften und Forschung (Amrita-Krankenhaus) das Erdgeschoss erreichte, wurde innerhalb eines Tages alles geräumt und die lebenswichtige Behandlung blieb ohne Unterbrechung. Auch die medizinischen Fernabteilungen, die seit Beginn des Hochwassers in abgelegene Gebiete reisen, setzen ihre Arbeit fort.
Das AYUDH Amritapuri 24-Stunden-Notrufzentrum in Amrita Vishwa Vidyapeetham erhielt 25.000 Anrufe, die zur Rettung und Hilfe von mehr als 100.000 Menschen führten. Die Anrufe wurden von Freiwilligen angenommen und anschließend an Regierungsbeamte, die Marine, die Nationale Katastropheneinsatztruppe, die Polizei, lokale Fischer und andere Freiwilligenagenturen weiter geleitet. Das Zentrum bleibt in Betrieb. Ein Team des Amrita Center for Wireless Networks & Applications entwickelte eine spezielle App zur Verwaltung der Notrufe.
"Ich kann für alle Freiwilligen sprechen, wenn ich sage, dass wir begeistert sind, auf diese kleine Weise helfen zu können", sagte AYUDH-Koordinator Amritesh. "Wir haben viele positive Rückmeldungen von der indischen Luftwaffe und der Marine erhalten. Sie haben uns mitgeteilt, dass die durch die Amrita-Helpline gesammelten Informationen ihnen geholfen haben, ihre Rettungs- und Hilfseinsätze gezielter anzugehen und schneller durchzuhalten."
Während sich die Auswertung der Schäden ihren Lauf nimmt, bereiten sich die Umstrukturierungsteams für den Wiederaufbau der Gemeinschaft auf den langen Weg vor.