Amma spricht beim interreligiösen Gipfel in Abu Dhabi über den Schutz von Kindern im Internet
20. November 2018 – Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate
In den Vereinigten Arabischen Emiraten versammelten sich interreligiöse Führer aus aller Welt, um dazu aufzurufen, Kinder vor Online-Missbrauch zu schützen. Amma war eine von sechs religiösen Führungspersönlichkeiten, die sich für die Interreligiöse Erklärung von Abu Dhabi zum Kinderschutz ("Abu Dhabi Interfaith Declaration for Child Protection") einsetzten.
Amma hielt die Eröffnungsrede vor 450 Glaubensführern aller wichtigen Religionen und NGO-Vertretern. Die Veranstaltung fiel mit dem Weltkindertag der Vereinten Nationen zusammen.
"Der menschliche Geist ist ein Mysterium - ein Rätsel - wo Wahrheit und Unwahrheit, Götter und Dämonen, Gut und Böse miteinander vermischt sind", sagte Amma. "Eine der bedauerlichsten, abstoßendsten und gefährlichsten Leiden im menschlichen Geist ist der Drang, einen anderen Menschen sexuell zu missbrauchen und auszubeuten."
Kinder und Jugendliche machen ein Viertel der weltweit über 3,2 Milliarden Internetnutzer aus. Diese 800 Millionen jungen Nutzer sind zunehmend in Gefahr, sexuellem Missbrauch, Ausbeutung und Belästigung zum Opfer zu fallen. Laut einer Studie von Microsoft aus dem Jahr 2015 werden täglich 720.000 Bilder von sexuellem Kindesmissbrauch ins Internet hochgeladen.
Dies war das erste Forum der interreligiösen Allianz für sicherere Gemeinschaften und und es ging konkret um "Kinderwürde in der digitalen Welt". Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Seiner Hoheit, Scheich Mohammed Bin Zayed Al Nahyan, dem Kronprinzen von Abu Dhabi und dem stellvertretenden Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate statt. Das Vorstandskomitee leitete Seine Hoheit Scheich Saif Bin Zayed Al Nahyan, stellvertretender Premierminister und Innenminister der Vereinigten Arabischen Emirate.
In ihrer Ansprache basierten Ammas Worte auf persönlichen Gesprächen, die sie in den letzten 30 Jahren weltweit mit Zehntausenden Opfern sexueller Ausbeutung und Missbrauchs geführt hat.
Sie konzentrierte sich auf die Notwendigkeit, dass Eltern wachsam gegenüber dem Online- und Offline-Leben ihrer Kinder sein sollten und gleichzeitig liebevolle Beziehungen zu ihren Kindern pflegen, durch die sich ihre Söhne und Töchter sicher genug fühlen können, um offen über ihre Probleme mit ihnen zu sprechen.
Amma betonte auch, wie wichtig es ist, dass Eltern ihren Kindern Werte einprägen, damit sie zu gesunden Erwachsenen heranwachsen können, die die Selbstbeherrschung und das Mitgefühl haben, andere stets mit Liebe und Respekt zu behandeln.
"Wenn unsere Gesetze und ihre Durchsetzung wirksam sind, warum steigt die sexuelle Ausbeutung in alarmierendem Tempo weiter an? Auch wenn die Vereinten Nationen, Regierungen und Sozialorganisationen dagegen arbeiten, warum sehen wir keine Verbesserung? Wissentlich oder unwissentlich wird ein Schlüsselfaktor übersehen - spirituelle Werte. Spirituelle Werte sind notwendig, um eine Kultur des Herzens zu entwickeln. Ein Zuhause sollte eine Umgebung schaffen, die diese Kultur von Kindheit an vermittelt", sagte sie.
Amma sprach auch über die Vor- und Nachteile von Internet, sozialen Medien und Smartphones. Sie erklärte, dass, wie bei jeder neuen Technologie, große Sorgfalt bei deren Verwendung erforderlich sei - etwas, von dem Amma sagte, dass es derzeit nicht gemacht werde.
"Moderne Technologien sind zweifellos ein Segen für die Menschheit. Aber wir müssen auch erkennen, dass viele ihr wahres Gesicht hinter einer in sozialen Medien erstellten Maske verbergen und eine falsche Identität verwenden, um andere auszunutzen", sagte Amma.
"Früher hatten die Menschen Angst vor bösen Geistern. Heute hat ein viel größeres Problem seinen Platz eingenommen. Die Menschen haben Angst vor denen, die unter einem Dach leben - Ehepartner, Geschwister, Familie und Freunde. Sie fragen sich: 'Gibt es in meinem Haus oder sogar in meinem Badezimmer versteckte Kameras?' Jetzt können sogar unsere eigenen Familienmitglieder nicht davor zurückschrecken, unsere nackten Fotos in den sozialen Medien zu verkaufen, wodurch wir Opfer von Pornografie werden."
Amma fügte hinzu: "Digitale Technologien und soziale Medien sind mächtig. Wir müssen äußerst aufmerksam sein und uns bei ihrer Verwendung zurückhalten. Andernfalls kann dieser Segen zur Zerstörung führen. Insbesondere wenn wir Telefone und Tablets für Kinder kaufen, ist eine strenge elterliche Aufsicht unerlässlich. Eltern sollten bestimmte Websites sperren."
Das Forum war das erste in einer geplanten Reihe, die einen globalen, glaubensbasierten Dialog über die Herausforderungen für die Sicherheit der Weltgemeinschaft betreffen.
Zu den teilnehmenden Glaubensführern gehörten neben Amma:
- Professor Dr. Ahmad Al-Tayyeb, Großimam von Al-Azhar und Präsident des Muslimischen Ältestenrates
- Luis Antonio Kardinal Tagle, Erzbischof von Manila
- Seine Eminenz Metropolit Emmanuel, Exarch (Bischof) des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel der östlichen orthodoxen Kirche (im Namen seines Patriarchen Bartholomäus I.)
- Rabbiner Michael Schudrich, Oberrabbiner von Polen
- Reverend Keishi Miyamoto, Anführer von Myochikai
- Mohinder Singh OBE KSG, Vorsitzender von Guru Nanak Nishkam Sewak Jatha
Auch dabei:
- Maud de Boer-Buquicchio, UN-Sonderberichterstatter über Verkauf und sexuelle Ausbeutung von Kindern (der sich an das Forum wandte)
- Friedensnobelpreisträger der Vereinten Nationen, Kailash Satyarthi
- Marta Santos Pais, Sonderbeauftragte des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Gewalt gegen Kinder
Das Interfaith Alliance Forum wurde in Zusammenarbeit mit einer Reihe internationaler Organisationen mit Fachwissen und globalem Einfluss auf interreligiösen Schutz und Schutz von Kindern abgehalten, darunter Pontificia Universita, UNICEF, We Protect Global Alliance, Child Dignity in the Digital World, Arigatou International, Religions for Peace and End Violence Against Children.
Das Forum ist eine Erweiterung des Kongress über Kinderwürde in der digitalen Welt, der im Oktober 2017 im Vatikan stattfand. Die Veranstaltung führte zur Erklärung von Rom, die von Papst Franziskus befürwortet wurde. Während des Kongresses wurden die Vereinigten Arabischen Emirate gebeten, Gastgeber für ein internationales Forum zu sein, um ihr Engagement für die Entwicklung des interreligiösen Dialogs zu betonen.