UNESCO und Amrita Universität starten Kampagne „Menstruation – Aufklärung und Hygiene“
Die Initiative richtet sich besonders an junge Mädchen im Schulalter. Sie konzentriert sich darauf, das Schamgefühl, die heftige Stigmatisierung sowie die falsche Auffassung über Menstruation zu beseitigen.
Dabei haben sich die UNESCO Indien und die Universität Amrita Vishwa Vidyapeetham zum Start der Kampagne zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie ein Bewusstsein in Bezug auf die gesundheitliche und hygienische Bedeutung der Menstruation unter jungen Frauen schaffen, besonders unter Mädchen im Schulalter. Die Veranstaltung fand im Amrita Krankenhaus in Faridabad statt und markierte auch den Start einer nationalen Umfrage sowie eines Lückenanalyseberichts und beinhaltete zudem die Einführung von fünf Unterrichtsmodulen seitens der UNESCO Indien. Die Initiative beschäftigt sich insbesondere mit den gesundheitlichen und hygienischen Herausforderungen während der Monatsblutung in Verbindung mit Geschlecht, Menschen mit Behinderung, LehrerInnen und ErzieherInnen, jungen Erwachsenen und Ernährung.
"Da unser Verständnis von Krankheit zunimmt, wissen wir inzwischen, dass einer der Gesundheitsfaktoren eines Menschen vom Gesundheitszustand der Mutter zum Zeitpunkt ihrer ersten Monatsblutung abhängt. Daraus leitet sich der dringende Handlungsbedarf ab, ein Bewusstsein für die gesundheitliche und hygienische Bedeutung der Menstruation zu schaffen. Menstruation ist der natürlichste Prozess im Leben einer Frau und dies darf voller Stolz anstatt voller Scham angesprochen werden", erklärte Dr. Priya Nair, Koordinatorin der C20 Arbeitsgruppe für Integrierte Ganzheitliche Gesundheit.
Die Unterrichtsmodule mit dem Titel "Spotlight Red" ("Roter Scheinwerfer") sind für Lernende, Lehrende, Frauen, die ihre Periode haben, und Gruppenleiter entworfen worden. Sie bieten Quellen und Strategien für nachhaltiges Verständnis und Kompetenzentwicklung im Umgang mit der Monatsblutung und schulen die Aufmerksamkeit gegenüber dem gesellschaftlichen Einfluss. Die Unterrichtseinheiten zielen auf die Ermächtigung junger Erwachsener verschiedener Gruppierungen inklusive Mädchen mit Behinderung ab, die sich über die Periode und die Pubertät informieren wollen. So schaffen die Module eine unterstützende Lernumgebung, die in der Schule in den jeweiligen indischen Bundesstaaten oder auch auf nationaler Ebene eingesetzt werden können, damit die Betroffenen sich weiterbilden können.
Mit der Initiative #KeepGirlsinSchool startete die UNESCO Indien zudem eine nationale Umfrage und einen Lückenanalysebericht über Gesundheits- und Hygienemanagement während der Menstruation. 35 Mädchen aus einem Waisenhaus in Faridabad erhielten auf der Veranstaltung "Perioden-Startersets" für Hygiene und Gesundheit. Amritas UNESCO Lehrstuhl für Geschlechtergleichheit und Stärkung von Frauen sowie die Civil 20 Indien-Arbeitsgruppen für Geschlechtergleichheit und Integrierte Ganzheitliche Gesundheit sind Partner dieser Interessensvertretung.
"Menstruation ist ein natürlicher biologischer Prozess. Das Schamgefühl, die heftige Stigmatisierung und die falsche Auffassung darüber, die damit einhergehen, sind jedoch sogar heutzutage noch weit verbreitet. Die Tatsache, dass der Ministerpräsident Narendra Modi das Thema in seiner Rede zum Unabhängigkeitstag 2020 angesprochen hat, war unerwartet und beispiellos", sagte Dr. Huma Masood, Geschlechterspezialistin im UNESCO New Delhi Multisectoral Regional Office.
Die indische Regierung hat durch ihre verschiedenen Programme Inklusion und gleichwertigen Zugang zu Produkten und Bildung in Bezug auf Menstruation sichergestellt. Die UNESCO-Initiative Keep Girls in School (Behaltet Mädchen in der Schule) wird die durch diese Programme erzeugte Dynamik stärken. Außerdem wird die Initiative dem gleichberechtigten Zugang zu einer Bildung für alle Auftrieb geben, die sich mit den gesundheitlichen Aspekten der Menstruation und dem zugehörigen Hygienemanagement auseinandersetzt.
Dr. Bhavani Rao ist die C20 Koordinatorin der Arbeitsgruppe für Geschlechtergleichheit und bekleidet gleichzeitig den UNESCO Lehrstuhl für Geschlechtergleichheit und Stärkung von Frauen an der Amrita Universität. Im Verlauf des C20 sei die Diskussion über die gesundheitliche Bedeutung der Menstruation immer wieder als Teil von politischen Überlegungen aufgetaucht, erklärte sie.
"Es ist von essenzieller Bedeutung, dass wir die Diskussion hin zu umweltfreundlichen Produkten bewegen und sicherstellen, dass bei deren Herstellung und Vertrieb Frauen aktiv beteiligt sind. Außerdem raten wir den Vertretern der Zivilgesellschaft dringend, das Bewusstsein für Gesundheit und Hygiene während der Menstruation bei Frauen, aber besonders bei jungen Mädchen, die eine Schule besuchen, zu fördern. Zudem empfehlen wir, umweltfreundliche Produkte herzustellen und Frauen in den Betriebskreislauf mit einzubinden", so Dr. Rao.
"Die Universität Amrita Vishwa Vidyapeetham hat sich immer schon sehr den Themen Geschlechtergleichheit und Gesundheitspflege verpflichtet gefühlt. Amma betreibt zielgerichtete und weitreichende Projekte auf diesen Gebieten, die auch die Stärkung von 200.000 Frauen durch Selbsthilfegruppen überall im Land miteinschließen."
Auch Frau Seema Trikha, Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung (MLA), Wahlkreis Badhkhal, Faridabad, richtete sich mit folgenden Worten an die Zuhörerschaft:
"Jede Frau, ungeachtet ihres sozialen und wirtschaftlichen Hintergrunds, sollte Zugang zu Slip-Einlagen und einer ordentlichen Hygiene während ihrer Menstruation haben. In Schulen ist es besonders wichtig, dass die Lehrer und alle übrigen Mitarbeiter ein Bewusstsein für die Bedeutung von Hygiene während der Periode schaffen. NGOs, Krankenhäuser, Mitarbeiter von Kindertagesstätten und die Regierung des Bundesstaates Haryana sollten alle zusammenarbeiten, um diese Initiative entscheidend voranzutreiben. Lasst uns sicherstellen, dass wir keine Frau vergessen und zusammen eine Gesellschaft erschaffen, in der Hygiene während der Periode wertgeschätzt wird und für alle zugänglich ist."
"Wir als Inder erkennen die grundlegende Bedeutung des Mutterseins, das die eigentliche Basis unseres Lebens ist. Indem wir Frauen stärken, sorgen wir dafür, dass keine Tochter in Zukunft irgendeiner Schwächung oder Benachteiligung ausgesetzt sein wird. Während manche Leute die indische Gesellschaft vielleicht als männerdominiert einordnen, zeigt meine persönliche Erfahrung eine andere Realität: nämlich eine Gesellschaft, in der Frauen einen immensen Einfluss haben."
"Auf der Lebensreise eines jeden Mannes sind die Rollen seiner Mutter und vielleicht seiner Tochter ausschlaggebend und nicht zu unterschätzen. Indem wir ein einziges Mädchen stärken, haben wir nicht nur Einfluss auf eine Veränderung innerhalb von zwei Familien, sondern auch von zukünftigen Generationen. Lasst uns also daran erinnern, dass Menstruation, die oftmals als ein rein weibliches Problem angesehen wird, auch den Einbezug der Männer in diese Diskussion verdient."
Während der Veranstaltung stellte die UNESCO auch eine Reihe von Kurzfilmen vor, die unterschiedliche Facetten zeigten, wie die Monatsblutung gesund und hygienisch gemeistert werden kann. Dabei hoben sie besonders die verschiedenen Erfahrungen und Sichtweisen auf dieses zentrale Thema aus sieben Staaten Indiens hervor. Dies wurde noch ergänzt durch eine "Ich bin stolz auf meine Periode"-Hymne. So sollen Barrieren überwunden und Abwertung vermindert werden, um eine bessere Zukunft für alle, die ihre Periode haben, zu schaffen.